Kirchweihe

(Aus predigten die anlässlich der Kirchweihe gehalten wurden.)

Diese Kirche würde noch nicht geweiht, aber schon war da ein Elan, der die Tonnen von Stahl und Beton – und unseren schwerfälligen Gang – in Bewegung setzt. Diese Mauern können uns Flügel verleihen: sie verlangen nach einer Gegenwart, einer Begegnung. Ja, dies wird ein heiliger, ehrfürchtiger Ort, ein Tor zum Himmel, ein Ort des Kampfes und des Friedens sein.

Des Friedens, den allein die Begegnung mit unserem Gott geben kann, die tagtäglich erhaltene Freundschaft in der Gegenüberstellung mit dieser starken und geheimnisvollen göttlichen Gegenwart in der Eucharistie.

Aber auch des Kampfes, denn vor Gott muss man standhalten. Gott in einem Kampf besiegen, der härter ist als die menschlichen Schlachten. Die ganz Nacht durchhalten wie Jakob im Kampf mit dem Engel bis man ihm den Segen abringt, der sich über alle Söhne Israels ergießt.

Auf dass hier ein Geschlecht von Kämpfern ihren Ursprung nimmt, die würdig sind, die großen Freunde Gottes zu sein.

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Das Gebet gibt sich nicht mit einem schnellen Gespräch, einem flüchtigen Kontakt zufrieden, in dem man ein paar Neuigkeiten übermittelt und dann wieder geht. Das Gebet ist zuerst eine Beziehung, eine Gegenwart, langes Warten. Es ist die Verwirklichung dieses Wortes unseres Herrn: Wohnt in mir! Diese Aufforderung verlangt zwangsläufig einen Ort, an dem man sehr gerne lange Zeit verweilt.

Das Gebet wird auch gerne zur Lobpreisung, nimmt in den Psalmen die von Gott kommenden Worte wieder auf und bringt sie zu ihm zurück, indem es die ganze Schönheit hineinlegt, deren das menschliche Herz fähig ist.

Das Gebet liebt es schließlich, empfänglich zu sein, wenn in der Ruhe der morgendlichen Messe jeder den wirklichen Körper Dessen erhält, der sein Leben für uns gegeben hat.

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In einem mit Füßen getretenen, dem Christentum entfremdeten und verweltlichten Land erwartet man eher die Gründung eines apostolischen Klosters mit wohltätigen Zielen und wir kommen mit einem Mönchskloster, einer völlig neu gebauten Kirche, einer Einzäunung. Natürlich findet hier eine Glaubenshandlung statt, die nicht jeder verstehen kann. Ja mehr noch: Das klösterliche Leben, das das Unsere ist, das wir auf bescheidene und ernsthafte Weise versuchen in einer ebenso im Westen wie auch im Osten heidnischen, abendländischen Welt zu leben, besteht in der alleinigen Lobpreisung Gottes und der Fürbitte für die Menschen. Eine begrenzte Auffassung, von der wir jedoch in unserem Glauben die außerordentliche und geheimnisvolle Ausdehnung kennen. Die Verfassung unseres Ordens bringt dies noch besser zum Ausdruck: Eine geheime und mysteriöse, apostolische Fruchtbarkeit.

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Im Zusammenhang mit der aktuellen Entfremdung vom Christentum hört man oft: Auch die Mönche müssen der apostolischen Arbeit den absoluten Vorrang geben, das beschauliche Leben kommt danach! Was als Überlegung im Sinne des guten Menschenverstands angesehen werden kann, ist in Wirklichkeit das Urteil eines Kurzsichtigen oder zumindest eine bestimmte Kleinmütigkeit des Glaubens. Wir haben Völker ohne Kunst oder, noch schlimmer, mit einer durch die Ideologie auferlegten Kunst gekannt und wissen, wie diese sind. Das Ergebnis ist ein entwürdigtes, steriles Volk. Dasselbe gilt für eine Kirche ohne Gebet.