Das Klosterleben in Nový Dvůr
Die persönliche Andacht
„Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Ebenso: Den nächsten lieben wie sich selbst.“
Heiliger Benedikt, Mönchsregel, Kapitel 4
„Auch wenn sonst einer still für sich beten will, trete er einfach ein und bete, nicht mit lauter Stimme, sondern unter Tränen und mit wacher Aufmerksamkeit des Herzens.“
Heiliger Benedikt, Mönchsregel, Kapitel 52
„Lasset nichts und niemanden euer Herz besetzen, nur Gott allein.“
Heiliger Theophan von Tambow
Die persönliche Andacht ist zunächst eine Glaubenssache, eine feste Zustimmung zu einem großen Einsatz, ohne Unterstützung. Um dem allgegenwärtigen Herrn gegenüber aufmerksam zu bleiben, gibt es eine Art, die man nur widerstrebend eine Methode nennen möchte, es sei denn, man behält von diesem Wort die Etymologie: ein Weg, verschiedene Zeichen, anhand derer jeder seine Erfahrung entsprechend seiner persönlichen Gnade, geleitet von einem Älteren, prägen muss.
In der Tat kann sich jeder Mensch an Gott wenden, auch ohne Wissen. Die Praxis des Gebets – aufmerksame, persönliche und stille Präsenz vor dem Allerheiligsten – lenkt jedoch ein Leben. Man lernt, lange Zeit in einer Glaubenseinstellung auszuharren, nur mit einem Vokalgebet, Anrufungen oder einer Lektüre beschäftigt. Man begreift, dass der Wunsch, sich an Gott zu wenden, selbst mit anderen Wünschen gemischt, in Gnade realisiert werden kann.
Der Betende lernt, seinen Versuchungen, seinen Fehlern oder seinen Gemütsbewegungen eine Anrufung entgegenzusetzen. Er erwirbt einen Reflex, der ihn regelmäßig Gott zuwendet, eine gekonnte Dosierung von Automatismen und unendlich wiederholten, bewussten Bewegungen. Ob die Mühe immens scheint oder ob sie sich harmonisch in eine gesunde Gewohnheit einfügt, diese ständig wiederholten Handlungen der Aufmerksamkeit und der Ehrfurcht gegenüber dem so nahen Herrn werden immer gehört. Sie summieren und häufen sich. Durch sie lassen wir uns verwandeln.
Dabei unterscheiden wir in der Andacht nicht den Teil Gottes und den Teil des Menschen: es gibt nur einen Teil, alles kommt von Gott und der Mensch betet wirklich… Das Gebet ist in Wirklichkeit eine freiwillig eingegangene Verpflichtung zur Aktion Christi des Erlösers. Wir sind so sehr an diese Realitäten gewöhnt und müssen doch nur den unsere Augen verhüllenden Schleier heben, um zu verstehen, wie ernst die Andacht ist, schlicht in ihrer Erfüllung, jedoch ehrgeizig in ihrem Ergebnis.
Außerhalb Gottes, des Glaubens sind die Mönche unverständlich und zu nichts nutze. Der Mönch aber weiß – weil er den Glauben der Kirche teilt –, dass seine Berufung auf geheimnisvolle Weise nützlich, auf geheimnisvolle Weise für seine Brüder, die Menschen, wirksam ist: Er weiß, dass sie eine – unvollkommene und untreue – Teilnahme am Leben, an der Passion und am schmerzlichen und einsamen Tod unseres Herrn Jesus Christus ist, der auf diese Weise die Menschen gerettet hat.
Auch aus diesem Grund wird der Mönch beten. Indem er sein Gebet in das Gebet Jesu einschließt, wird er für alle Menschen, Lebende und Tote, Gläubige und Ungläubige, unbekannte und sehr teure, beten. Nicht, dass aus Bösen Gute werden… sondern damit alle zum Glück und zur Wahrheit gelangen. Dies ist das Gebet der Fürbitte.