Der Gästetrakt von Nový Dvůr

Ende Juni wird unser Bischof, seine Exzellenz Radkovský, unseren Gästetrakt segnen, dessen Arbeiten endlich abgeschlossen werden. Seit der Gründung haben wir unsere Gäste in kaum fertiggestellten Zimmern empfangen. Die Speisen, die wir ihnen servierten, waren Abwandlungen dessen, was die Brüder essen. Wir danken unseren Gästen für ihre Nachsicht. Der neue Gästetrakt wird einen besseren Empfang ermöglichen.

Am Eingang auf der Nordseite ist ein großer Raum für Besucher bestimmt. Sie werden darin eine Fotoausstellung finden, die Möglichkeit haben, einen Kurzfilm über das Klosterleben in Nový Dvůr (Prostor ticha von Marie Šandova) anzusehen; auch finden sie darin Bücher, einige Klosterprodukte, Devotionalien und Informationen über die Teilnahme an unseren Gottesdiensten. Das restliche Erdgeschoß umfaßt die Küche, die Speisesäle und die Sprechzimmer, in denen die Brüder mit ihren Angehörigen zusammenkommen. Diese nach Osten auf eine Waldlandschaft blickenden Gewölbe bewahren noch das Andenken an den Stall, den dieses Gebäude bei seinem Bau im Jahre 1760 beherbergte. Im Obergeschoß sind die Zimmer in der alten Heuscheune mit ihrem sichtbaren Dachstuhl untergebracht. Sankt Benedikt bittet die Mönche, vorrangig Priester und Pilger aufzunehmen. Unser Gästetrakt wird daher zunächst für diejenigen bestimmt sein, die sich einige Tage in einem Kloster aufhalten möchten, um dort die Möglichkeit des Gebets zu finden und wieder zu Atem zu kommen: Priester, Geistliche und Herren, die im Kloster an Exerzitien teilnehmen möchten. Wie unsere Verfassungen daran erinnern, hat das Klosterleben eine verborgene apostolische Fruchtbarkeit, verborgene und übernatürliche Frucht unseres Gebetes. Die Mönche müssen sich daher davor in acht nehmen, ein direktes Apostolat auszuüben, auch ihren Gästen gegenüber. Dagegen bieten sie denjenigen, die dies wünschen, an, einige Tage unter ihnen zu weilen, das Leben zu teilen, daß sie das ganze Jahr über führen, und von den Lebensbedingungen zu profitieren, die sie bieten. Unsere Gäste werden zusammen mit der Gemeinschaft an den Gottesdiensten in der Kirche teilnehmen, im Gästetrakt Lektüre und eine Kapelle zum Beten finden und ihre Mahlzeiten in aller Stille einnehmen, während sie beim Mittagessen eine Lesung anhören. Wenn sie es wünschen, können sie manuell arbeiten und mit einem Mönch sprechen. Wenn sie dann zu ihren eigenen Aufgaben zurückkehren, sind sie durch das Leben im Gebet gestärkt, das sie mit den Mönchen geteilt haben. Einige Zimmer sind für die Angehörigen und die Damen reserviert.

Wir werden weiterhin in unserer Gemeinschaft die jungen Leute aufnehmen, die allein oder in kleinen Gruppen vorbeikommen und die Freuden und Härte des Klosterlebens kosten möchten. Seit seiner Gründung sind schon gut hundert dieser jungen Leute, vielleicht auch mehr, im Kloster verweilt. Alle sind nicht Mönch geworden, weit gefehlt! Glücklicherweise! Ich hoffe jedoch, daß sie sich an diese Aufenthalte erinnern, die ihrem christlichen Leben Tiefe und Festigkeit geben dürften.

Das ganz in der Nähe der Kirche liegende Gebäude ist ein bißchen weit von den Klostergebäuden entfernt. Am Anfang werden wir tastende Versuche machen und das Wohlwollen unserer Gäste wird noch einmal auf die Probe gestellt werden. Die meisten Brüder sind noch in der Ausbildung und an Arbeit mangelt es in keiner Ecke. Der Gästebruder wird die Gäste bitten, sich am Geschirrspülen, am Reinigen ihres Zimmers und der Speisesäle zu beteiligen. Wir werden diejenigen, die Urlaub in der Gegend machen möchten, leider nicht empfangen können. Wir werden sie trotzdem gut aufnehmen und darauf achten, daß sie eine Unterkunft in der Nähe finden.

Im Juni verläßt uns Otec Jan, ein slowakischer Salesianer-Priester, nach einem langen Aufenthalt. Er wollte sechs Monate lang ein intensiveres Leben im Gebet führen. Bald wird er wieder zu seinem Priesteramt bei den Jugendlichen zurückkehren. Er lebte wie wir und unter uns und beteiligte sich an unserer Arbeit. Es ist nicht das erste Mal, daß Priester diesen Versuch bei uns machen. Eine wichtige Beschränkung ist geboten: Die Fähigkeit, in der Stille zu leben… und für einige Monate auf Handy und Internet zu verzichten. Welche Forderung, welche Befreiung! Eine andere Auflage besteht darin, sich durch einen Kurzaufenthalt davon zu überzeugen, daß ihnen unser Leben paßt.

Der beste Dank, den wir denjenigen aussprechen können, die uns beim Bau des Klosters geholfen haben, besteht zweifelsohne darin zu versuchen, immer ärmlich, aber so weit wie möglich dem treu zu sein, was Gott und die Kirche von uns erwarten.


Pfingsten 2009