An die Priester der Diözese Pilsen
Otec Biskup hat uns gebeten, Sie für einen Tag des Gebetes aufzunehmen: seien sie herzlich willkommen. Und einen Vortrag für Sie zu halten: bei dem Gedanken zittere ich schon! In Frankreich sagt man, dass die Diözesanpriester die Mönche bewundern und manchmal sogar beneiden. Ich weiß nicht, wie es sich in unserer Diözese verhält. Ich kann Ihnen jedoch sagen, dass die Mönche von Nový Dvůr Sie nicht beneiden, sondern Sie wirklich bewundern. Sie haben ein sehr schwieriges Amt. Das Leben eines Trappisten ist nicht alle Tage ein mit Blumen bestreuter Weg, wie Sie sich sicher vorstellen können! Ihres jedoch auch nicht. Dessen sind wir uns bewusst und wir beten viel für Sie.
Der junge Jean-Marie Vianney kam nach einem kurzen Priesteramt mit dem Priester, der ihn während seiner Ausbildung begleitet hatte, in seine Gemeinde. Er liebte ihn sehr und ohne den Pfarrer Balley wäre der junge Kaplan niemals der heilige Pfarrer von Ars geworden. Zum Abschluss dieses Vortrags werde ich Ihnen anhand meiner Erfahrung mit den jungen Leuten, die im Kloster vorbeikommen oder darin eintreten, ein paar Worte zu Ihrer Rolle gegenüber den jungen Priestern und den künftigen Priestern sagen, gegenüber diesen jungen Leuten, die Gott zum Priestertum ruft. Ich lebte zehn Jahre im Großraum Lyon. In Lyon habe ich studiert und angefangen zu arbeiten. Damals war ich ungläubig. Manchmal fuhr ich mit dem Fahrrad in das Gebiet der Dombes. Als der junge Pfarrer in sein Amt berufen wurde, war Ars ein ganz kleines, verwahrlostes Dorf. Die Kirche war sonntags leer, genau wie diejenigen in den Dörfern um unser Kloster, wie in vielen Ihrer Gemeinden. Was tat Jean-Marie Vianney? Er begann mit großer Andacht die heilige Messe zu feiern und zu beten. Den ersten Teil dieser Überlegung werde ich der Feier der Eucharistie widmen, und den zweiten dem Gebet des Priesters. Nun sind Sie über meine Absicht heute morgen im Bilde. Zunächst möchte ich über die Kraft des Sakramentes der Eucharistie sprechen, danach über die Notwendigkeit des Gebets und schließlich über Ihre Rolle beim Auslösen von Berufungen und beim Unterstützen junger Priester. Dies sind äußerst wichtige Themen, die wir unter Schirm und Schutz von Jean-Marie Vianney untersuchen werden. Ich hoffe, dass meine schlechte Aussprache das Zuhören nicht zu schwierig macht. Ich werde mein Bestes tun.
Kraft des Sakramentes der Eucharistie
Die Praxis unserer Berufungen als Diözesane, Geistliche oder Mönche hat aufgrund ihrer Unterschiede kontrastreiche Aspekte. Der Hintergrund ist ihnen jedoch gemeinsam. Wenn wir die Eucharistie feiern, unterscheidet uns nichts wesentliches – Sie, die Diözesanpriester, und uns, die Priestermönche. Dennoch kann man das Priesteramt auf zweierlei Art in Betracht ziehen, sei der Priester Diözesan oder Mönch; zwei Arten, unsere Priesterrolle ins Auge zu fassen. Beim Beschreiben der beiden Arten werde ich unweigerlich etwas schematisch vorgehen. Bitte hören Sie mir wohlwollend zu. Die erste Art besteht darin zu glauben, dass das Sakrament der Eucharistie für diejenigen wirksam ist, die daran teilnehmen. Der Priester bemüht sich, die Christen seiner Gemeinde bis in die Kirche zu führen, und wenn sie dort in großer Frömmigkeit und Andacht versammelt sind, feiert er die Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Versöhnung...), indem er Gott für die Gläubigen dankt, die dieser ihm anvertraut hat. Nach dieser Betrachtungsweise – verzeihen Sie mir, wenn ich wieder etwas schematisch bin – geht die pastorale Sorge der Feier voraus und begleitet sie danach. Es scheint mir, dass diese Vorgehensweise diejenige ist, mit der wir vertraut sind. Sie ist nicht ganz falsch, sie ist aber auch nicht ganz richtig. Die zweite Vorgehensweise, auf die ein Mönch selbstverständlich viel mehr achtet, scheint die des Pfarrers von Ars zu sein. Wenn Sie sich diese aneignen würden, würde sie Ihren Blick auf Ihr Priesteramt durchgreifend ändern, Ihr Amt einfacher, optimistischer und ermutigender machen. Lassen Sie mich das näher ausführen.
Ein Priester glaubt, dass die Sakramente stark auf die Personen wirken, die sie empfangen: auf den Priester, der die Messe zelebriert; auf die Gläubigen, die während der Messe kommunizieren; auf das Kind oder den Erwachsenen, das/der getauft oder gefirmt wird; auf das Beichtkind, das die Absolution erhält. Wenn er dies glaubt – und darin hat er Recht –, denkt dieser Priester denn auch daran, dass die Sakramente im Rahmen der Kommunion der Heiligen ebenfalls eine starke Wirkung auf andere als diese haben? Eine weitreichendere Wirkung als diejenige, die die um ihn versammelten Gläubigen berührt? Jedes Mal, wenn ein Kind getauft wird, glaubt dieser Priester, dass sich die gesamte Menschheit ein wenig Gott nähert? Dass alle seine Menschenbrüder, jedes Mal, wenn einem Sündiger vergeben wird, auch etwas reiner vor Gott sind? Wenn dies falsch wäre, wozu würden wir Mönche denn dann dienen? Wozu würden alle die Bemühungen dienen, uns zu heiligen, feierlich die Eucharistie zu zelebrieren, den Gottesdienst zu singen, zu beten, und dies alles fast ohne Zeugen? Sie verstehen, was ich meine!
Auf wen wirkt der Priester – ob Diözesan oder Mönch, der jeden Tag die heilige Messe zelebriert? Auf seine Gemeindemitglieder, auf die Personen in seiner Kirche, oder weiter auf seine Diözese, sein Land, die ganze Welt, Gläubige und Ungläubige? Liebe Brüder im Priestertum, als der Pfarrer von Ars zu Beginn seines Amtes die Messe in einer leeren Kirche abhielt, war das, was er zelebrierte, ebenso wirksam wie die letzten Messen seines Lebens vor einer zahlreichen und andächtigen Menschenmenge. Die letzten Zelebrationen waren die sichtbare Frucht der ersten, unsichtbar wirksamen. Der Kardinal Journet schrieb:
Durch die körperliche Präsenz des Wortes in unserer Mitte begann die Welt in aller Stille gerettet zu werden; durch dieselbe körperliche Präsenz wird sie weiterhin in aller Stille gerettet. Die körperliche Präsenz Christi wird zunächst [der Inkarnation] „gegeben“, und danach den Menschen [in der Eucharistie] „überlassen“. Inkarnation und Eucharistie sind zwei eng miteinander verbundene Aspekte ein und desselben Mysteriums. Die Wandlung, die Christus durch das Priesteramt erfüllt […] ist zuallererst […] sein Werk, das Werk seines Priestertums.
Anders formuliert: Wenn wir glauben, dass das Heil der Menschen gekommen ist, als das Wort Fleisch wurde, müssen wir auch glauben, dass es sich, Generation um Generation, verbreitet, wenn das Wort unter den äußeren Erscheinungen von Brot und Wein präsent wird, um in der Kommunion empfangen und im Tabernakel angebetet zu werden. Das ist der Kern unseres Priesterlebens. Die Fleischwerdung hatte keinen Zeugen außer der Jungfrau Maria. Dennoch änderte sich an diesem Tag das Schicksal der Welt. Das letzte Abendmahl hatte nur ein Dutzend Teilnehmer, doch durch dieses Opfer wurde die Welt gerettet. Die Apostel hatten keine Gläubigen, als sie sich in der Welt verstreuten. Durch ihre Rede und die Zelebrierung der Sakramente versammelten sie nach und nach Gläubige um sich. Die Macht der Eucharistie ist ungebrochen, auch in einer dem Christentum entfremdeten Welt. Die heilige Messe trägt ihre Früchte, auch wenn sie in einer leeren Kirche zelebriert wird. Gott verspricht uns nicht, dass unsere Kirchen eines Tages voll von Gläubigen sein werden. Von über der Hälfte der elf Apostel, die am letzten Abendmahl teilnahmen, weiß man nicht, was sie verwirklicht haben. Gott verspricht uns nur, dass unser Priesteramt unsichtbar fruchtbar und im Ausmaß unserer Liebe zu ihm sein wird.
Aus diesen Wahrheiten lassen sich einige Folgen ableiten, insbesondere unsere Pflicht, würdig zu zelebrieren. Wenn der Priester vor und nach der Messe um seine Herde und der Mönch um seine Arbeit bemüht sein darf und muss, so darf unsere Aufmerksamkeit während der Messe ausschließlich dem Mysterium, das wir zelebrieren, gewidmet sein. Vielleicht könnten wir auch eine größere Achtung vor der Danksagung haben… Die Danksagung auszulassen, schrieb Pater Hieronymus, bedeutet, einen beträchtlichen Verlust durch einen schweren Fehler geistlicher Taktik zu erleiden. Wenn Unser Herr sakramental zu uns kommt, bringt Er uns in der Tat eine neue Fähigkeit zu glauben und zu lieben. Daher muss man sofort in Glauben und Liebe zu Gott handeln, um diese neue Fähigkeit im Moment ihrer ersten Frische zu nutzen... Den Moment nicht zum Gebet zu nutzen, in dem das Gebet die meisten Chancen hat, besonders unterstützt zu werden, ist ein großer Verlust.
Notwendigkeit des Gebets
Seit einem Jahrhundert spricht man in der Kirche viel von Rationalismus und Aktivismus. Diese Begriffe umfassen, mit ein paar Unterschieden, die Doktrinen, welche die Rolle des Menschen unterstreichen und die Macht Gottes unterschätzen. Es ist interessant sich zu fragen, was heute aus ihnen geworden ist. Meinen wir, dass die Ausdehnung von Gottes Königreich von uns, von unserem Können und von unserem Glaubenseifer abhängt? Wenn ja, würden wir uns unmerklich in Zeloten einer Partei wandeln, die sich aufrichtig und aufopfernd bemühen, eine Doktrin zu verbreiten. Glauben wir, dass die Ausdehnung von Gottes Königreich von der einzigen Macht der Gnade abhängt, deren Diener wir sind? Dann dürfen wir selbstverständlich nicht mit verschränkten Armen und ohne etwas zu tun warten! Es gibt viel zu tun. Im wesentlichen geht es darum, so gut wie möglich das zu tun, was Christus, der einzige Retter, von uns erwartet. Es geht darum, unser Amt und unsere Zukunft in seine Hände zu legen. Es geht darum, ihn zu bitten, durch uns nach seinem Willen zu handeln. Hierin liegt mehr als ein kleiner Unterschied. Die gesamte Ausrichtung unserer Priestertätigkeit hängt von unserer Haltung gegenüber dieser Alternative ab: Macht des Menschen oder Macht Gottes? Menschliche Wirksamkeit oder göttliche Wirksamkeit?
Hier kommen wir zum zweiten Punkt meiner Überlegung: dem Gebet. Um Diener Christi zu sein und in seinem Namen zu handeln, um zu tun, was er verlangt, um wirksam zu sein, um Früchte zu tragen, muss unser Herz von ihm erfüllt sein. Um ein von Christus erfülltes Herz zu haben, müssen wir beten. Ein Priester, der nicht betet, ist nur ein schallendes Becken, wie der heilige Paulus sagt. Er macht ohne Zweifel viel Lärm, jedoch einen unnötigen, vergeblichen und wirkungslosen Lärm. Die Nächstenliebe, von der der heilige Paulus spricht, ist selbstverständlich die theologische Nächstenliebe: die Liebe Gottes zu uns und unsere ärmliche Liebe zu ihm. Um ein guter Priester zu sein, muss man viel beten. Wir haben keine Zeit, ich weiß. Wir haben zu viel zu tun, das stimmt. Die Tage gehen vorbei wie ein Augenblick, Ihre und meine gleichermaßen! Und doch?
Um Ihnen Zeit zum Nachdenken zu geben, werde ich Ihnen eine schöne Geschichte erzählen. Einer meiner Onkel ist ein Weißer Vater. Heute ist er sehr alt, als ich jedoch noch ein Kind war, war er Missionar in Burkina Faso. Ich erinnere mich, wie er zu Hause erschien – ich war damals fünf oder sechs – mit seiner weißen Dschellaba, seinem roten Fes und einem langen Rosenkranz am Gürtel. Wir kannten ihn nicht, da er nur selten nach Europa kam. Er war noch jung, trug einen langen schwarzen Bart, der uns sehr amüsierte, und eine runde Brille. Meine Brüder und ich setzten uns um ihn auf den Boden und hörten ihm zu, wie er Geschichten von Schlangen, Skorpionen, Autopannen im Busch, holprigen Wegen und von einer Kathedrale aus Brettern und Wellblech erzählte. Wir sperrten die Augen vor Angst und Bewunderung weit auf. Er lachte. Er erzählte die Geschichte seiner Gemeindemitglieder, von denen er manche nur einmal im Jahr, nach tagelangen, erschöpfenden Fahrten in einem erdrückenden Klima besuchte, die Zusammenkünfte mit den Katecheten, die Rückkehr in seine Gemeinschaft, das gemeinsame Gebet. Hatte er zu viel zu tun? Ja und nein! Es gab tausendmal mehr zu tun, als er imstande war auszuführen. Er tat, was ihm die Zeit erlaubte zu tun, aber sein geistliches Leben war ausgeglichen und glücklich. Heute gibt es in Burkina Faso eine lebendige Christenheit, mit ihren Prüfungen, ihren Schwächen und ihren Grenzen, aber es gibt sie! Sollte der Arm Gottes seine Macht verloren haben? Sollte er in Westböhmen weniger wirksam sein als in Afrika?
Um wirksam zu sein, braucht der Arm Gottes Diener. Und damit die Diener das Wort Gottes weitergeben, muss Gott in ihnen wohnen. Diener, in denen Gott wohnt, werden Wunder tun, genau wie die Apostel. Diener, die nur ihr Wissen und ihr eigenes Können übermitteln, auch wenn sie es mit viel Eifer und Aufrichtigkeit tun, werden nur Wind machen. Wenn wir nur mit unseren natürlichen Fähigkeiten handeln, predigen, überlegen, werden unsere Bemühungen nicht viel bewirken. Ihre Auswirkungen werden im Verhältnis zu den Fähigkeiten eines aufrichtigen, großzügigen Menschen stehen. Das ist gut, aber wenig. Wenn wir handeln, überlegen, predigen, indem wir unsere Fähigkeiten mit denen des Heiligen Geistes, der in uns wohnt, vereinen, dann können wir Berge versetzen und die Wege des Heils ebnen. Die heilige Theresia ist nichts, sagte die Madre von Avila, die heilige Theresia und Gott, das ist alles. Damit der Heilige Geist in uns wohnt, müssen wir beten. Ohne seine Gaben ist der Priester ein steriler Mensch. Mit seinen Gaben kann ein Priester Berge versetzen, mag er noch so arm und sündig sein und ganz gleich, welche Splitter er in seinem Fleische trägt. Vom Instinkt des Heiligen Geistes nicht verlassen zu sein (dieser Ausdruck ist vom heiligen Thomas von Aquin), das ändert alles. Wir tragen die Gnade des Priestertums wie eine empfindliche Blüte, die von groben, ungeschickten Händen misshandelt wird. Es ist jedoch eine Blüte, es ist jedoch eine Gnade, und was für eine Gnade! Wir müssen sie durch unser Gebet schützen und durch eine regelmäßige geistliche Lektüre nähren.
Glauben, dass die Sakramente über diejenigen hinaus, die sie direkt berühren, Kraft haben, akzeptieren, dass Gebet und Lektüre die Säulen unseres Priesterlebens sind, ist unsere oberste Pflicht. Wir sind darauf bedacht, unseren Gästen nicht zu dicke, leicht zu lesende, hochwertige Bücher anzubieten, die unter denen ausgewählt wurden, die die Brüder lesen. Um Ihnen zu helfen ist der Bruder Pförtner bereit, Ihnen welche zu schenken. Das war das Wichtigste, was ich Ihnen sagen wollte. Schenken Sie mir bitte noch ein paar Minuten. Ich muss noch über die jungen Leute sprechen, über die jungen Priester und die künftigen Priester.
Freundschaft und Sichtbarkeit.
Die jungen Leute, die um Sie herum in Ihren Gemeinden leben, diejenigen, die Sie auf der Straße treffen und die nie in die Kirche kommen, ähneln sicherlich denen, die den Gästetrakt des Klosters besuchen. Nahezu ein Viertel unserer Gemeinschaft und die letzten vier Brüder, die in Nový Dvůr eingetreten sind, sind Bekehrte. Ich habe selbst eine Bekehrung erfahren. Glauben Sie nicht, dass dies ermutigend ist? Selbst wenn die Kirchen fast leer sind, kann Gott junge Leute ins Seminar oder ins Kloster ziehen, die nicht den gewöhnlichen Weg des Christenlebens hinter sich haben. Wie sind diese jungen Leute? Begeistert, impulsiv, individualistisch und oft egoistisch; manchmal in ihrer Emotionalität verletzt, überempfindlich, unbeständig, oft verängstigt, nach Disziplin dürstend und nach Gott bestrebt, aufrichtig und großzügig. Ich erinnere mich: Vor fünfzehn Jahren, als ich noch junger Prior der Abtei von Sept-Fons war, kam ein zwanzigjähriger Tscheche ins Kloster. Er war brillant, äußerst sympathisch, aber in seiner Struktur völlig aufgelöst. Er kam von einer Reise nach Indien zurück, hatte nicht studiert, wusste nicht, ob er getauft war oder nicht. Der Lehrpater der Novizen sagte mir: „Wenn wir wollen, dass unsere Klöster in einigen Jahren lebendig sind, müssen wir fähig sein, mit diesen Jungen zu reden.“ Es versteht sich von selbst, dass man solche Originale nicht auf dieselbe Weise zum Priesterleben ausbilden kann wie vor fünfzig Jahren. Das liegt auch nicht in unserer Verantwortung; darum kümmern sich unsere Bischöfe. Aber eines hängt von uns ab: Das ist eine gewisse Form der Freundschaft und eine gewisse Sichtbarkeit. Die Sichtbarkeit ist für die künftigen Priester; der Freundschaft bedürfen die jungen Priester.
Ich muss nun ein heikles Thema anschneiden, eines das in Frankreich vielleicht noch heikler ist als hier. Aber kann man eine wahrhaftige Beziehung aufbauen, ohne die Wahrheit zu sagen und hören zu können? Also: Ich verstehe nicht, warum Sie sich verstecken. Wir leben in einem heute freien Land. Ich verstehe nicht, warum man fast keine Priester mehr auf der Straße sieht. Man sieht Sie in Ihren Gemeinden, da wo Ihre Gläubigen Sie kennen. Aber warum sieht man die meiste Zeit nicht, dass Sie Priester sind, wenn Sie einkaufen gehen, wenn Sie ausgehen? Könnten Sie den verunsicherten Ungläubigen, die Sie treffen und zu denen ich früher auch gehörte, und den jungen Leuten, die Gott zu Ihnen ruft, nicht den Trost bieten, den der Anblick eines Priesters oder einer Nonne darstellt, die stolz auf ihren Stand sind und es zeigen? Ich verlasse das Kloster nur selten, aber immer im Gewand. Sehr oft höre ich: „Vielen Dank, Pater, man sieht keine Priester mehr!“ Vom reinen Werbeaspekt her ist dies eine katastrophale Entscheidung. Wären die jungen Leute nicht für die diskreten Rufe Gottes in ihrem Herzen empfänglicher, wenn sie Sie sehen würden? Ich denke hier nicht nur an die jungen Leute Ihrer Gemeinden, sondern auch an die Vielzahl, die Gott aufrichtig sucht, die fern der Kirche lebt und die einen großen Nutzen daraus ziehen könnte, im Bus oder vor einem Supermarkt mit einem Priester reden zu können. Darüber hinaus, und dies ist wieder meine Erfahrung, verhindern ein stolz getragenes Klostergewand oder ein stolz getragener Römerkragen irgend etwas zu kaufen, sich unüberlegt zu verhalten und irgend jemanden anzusehen. Ich hoffe, dass ich mich verständlich gemacht habe.
Der letzte Punkt meiner Überlegung soll Sie aufmuntern. Lassen Sie uns von Freundschaft reden. Seminaristen, Diakone und junge Priester kommen zahlreich im Kloster vorbei. In unserem Land sind sie viel zahlreicher als in Frankreich. Alle sagen, dass sie zu einsam leben. Wenn ein junger Mann zu einsam ist, surft er im Internet, und nicht immer auf der Website des Vatikans! Und nach dem Internet, sucht er Gesellschaft. Die Jungen müssen unterstützt, beraten, umgeben werden – mindestens bis sie 40 sind. Ein junger Priester, der zu einsam ist, gibt entweder seine Berufung auf, oder er wird hart und kommt aus dem Gleichgewicht. Sein ganzes Leben lang hat sich der Pfarrer von Ars mit Priestern, Nonnen und Freunden umgeben.
Wir Mönche leben in Gemeinschaft. Das ist nicht immer einfach! In einem Kloster ist das Gemeinschaftsleben eine wesentlich härtere Askese als das Aufstehen um drei Uhr morgens und das Schweigen. Ohne herzliche brüderliche Beziehungen kann man jedoch nicht sagen und hören, was in unseren Leben nicht stimmt. Und wenn wir dies nicht sagen und hören können, dann sind wir unseren am meisten verletzten Neigungen überlassen. Ein Priester braucht Freundschaft. Ich denke natürlich nicht an diese Gefühlsfreundschaften, die im Gegenteil ein Priesterleben schwer aus dem Gleichgewicht bringen können. Ich denke an die Freundschaft zwischen Amtsbrüdern mit derselben Berufung, die nach derselben Treue streben, die gemeinsame Verantwortlichkeiten tragen, die ihre Schwierigkeiten und Erfahrungen austauschen können.
Bitte verzeihen Sie mir, wenn mein Vortrag zu lang war. Um elf Uhr feiern wir die heilige Messe zusammen mit unserem Bischof. Alle Priester von Nový Dvůr widmen Ihnen die heutige Messe. Vor zehn Jahren stand hier nur eine Ruine. Lassen Sie uns zuversichtlich sein: der Arm des Herrn hat seine Macht bewahrt. Möge unser geheimes Leben und unser Gebet Ihren Glauben daran erwirken und für uns alle erreichen, dass wir getreu unserer Berufung leben.
7. 4. 2010