Zehnten Jahrestag der Entdeckung von Nový Dvůr 30. Januar 1999,
gefeiert am 25. Januar 2009
Vor zehn Jahren befanden sich drei Mönche und zwei treue Freunde hier. Heute sind wir über fünfzig, aus zwei Klostergemeinschaften, mit ihren Freunden und unseren Brüdern aus Tepl. Was geschah? Es erfolgte die Gründung einer neuen Realität, die mit Gottes Hilfe heute lebendig ist. Zehn Jahre… das war doch erst gestern!
Waren diese zehn Jahre einfach? Nein! Waren sie glücklich? Ja! Die Aufenthalte in Nečtiny waren nicht immer rosig. Der Wegzug von Sept-Fons zerriß jedem der Gründerbrüder das Herz. Am Anfang hat nichts geklappt: Überschwemmungen, ein erster Winter mit einer Behelfsheizung, Holz, das wir bei Schnee spalten mußten. Vom chronischen Wassermangel ganz zu schweigen… Unsere Schwierigkeiten, uns eine Fremdsprache anzueignen. Ich könnte noch endlos weitermachen. Und dennoch, wenn wir ehrlich sind, sind dies unsere schönsten Erinnerungen. Diese Jahre waren glücklich, da wir ja hier sind, da junge Leute und ein paar neue Gründerbrüder zu uns gestoßen sind, die ebenso verdienstvoll sind wie die ersten. Die erste Lehre, die man aus diesen zehn Jahren ziehen muß, lautet: Glück geht niemals mit Leichtigkeit einher, und ein Christ, der sich auf seine Vergangenheit besinnt, betrachtet den Schatten und das Licht, durch die er gehen mußte, mit derselben Dankbarkeit.
Die zweite Lehre ist subtiler: Waren wir der Sache gewachsen? Nein! Haben wir den Willen Gottes erfüllt? Ich glaube ja! Weil es uns nie an seiner Gnade gemangelt hat, und weil wir eine Lehre vom Klosterleben hatten – nein, haben, der jeder von uns treu sein möchte, mag er noch so schwach und manchmal sogar unentschlossen sein. Diese Lehre, die wir von unseren Vätern haben, leitet unsere tägliche Praxis. Vom Pater Abt und vom Novizenmeister von Sept-Fons mit Intelligenz weitergegeben und ohne Furcht, sie wenn nötig anzupassen, macht diese Lehre aus uns Schüler von Schülern, unsererseits Lehrmeister, in der Hoffnung, daß die Schüler von heute die Lehrmeister von morgen sein werden. An Gnade wird es uns nie mangeln und an der Lehre auch nicht, vorausgesetzt sie ist lebendig. Denn sie kann nicht in Büchern, sondern muß in den Herzen aufbewahrt werden. Ich glaube nicht, daß es im Bourbonnais mehr Geist oder mehr Vollkommenheit gibt als in West-Böhmen, nein… Aber diese Kunst, Schüler zu sein, und die Segnungen der Filiation sind Vermittlungen der Gnade, die armseligen Mittel, die Gott gewählt hat, um unsere Aufrichtigkeit und unsere Treue zu unterstützen. Laßt uns also nicht hoffen, vollkommen zu sein; laßt uns beharrlich an dem festhalten, was fest ist, was zählt, was Gewicht hat, und in zehn oder zwanzig Jahren werden wir hier noch zahlreicher und noch zuversichtlicher sein. Vor fünfzig Jahren gab es in diesem Land eifrige Christen. Wir sind die Frucht ihres Gebetes. Wir wissen, daß der christliche Glaube und das Klosterleben eine Zukunft haben, weil auch unser Gebet Früchte tragen wird – hier und überall auf der Welt. Die Wüste wird neu erblühen; dies wird nicht das erste und nicht das letzte Mal sein.
Die Gründerbrüder erinnern sich noch, wie die Schafherde eines Sonntags im Nebel davongelaufen ist und wie wir sie, alle um das Kloster zerstreut, kurz vor der Messe am Waldrand wiedergefunden haben. Schafe laufen immer davon; man muß immer versuchen, sie einzufangen, und man findet sie immer wieder. Das habe ich persönlich in den letzten zehn Jahren gelernt.
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Dom Samuel
25. Januar 2009