Brief an unseren Freunde

2. September 2006

Zweiter Jahrestag unserer Kirchweihe

Liebe Freunde,

Den ganzen Sommer über wurden die Arbeiten des Gästetrakts im Eiltempo fortgesetzt – sofern man sagen kann, dass wir irgendwann auf der Baustelle von Nový Dvůr ein Eiltempo einlegen konnten! Die Gäste und Besucher werden immer zahlreicher und unser Wunsch, den Gästetrakt endlich beenden zu können, wächst im selben Ausmaß. Die Fassaden sind fast fertig. Das Innere ist noch eine leere Schale: Backsteingewölbe im Erdgeschoss, majestätischer Dachstuhl im ersten Stock, der noch mit Kanalisationen, einem Stromnetz, Heizung, einem Boden, Treppen, Wänden usw. ausgestattet werden muss. Noch eine halbe Million Euro und wir können die ehemalige Schäferei einweihen, die ihren Namen behalten wird, jedoch im Bezug auf den Guten Hirten. Die Vorsehung lässt es uns dank Ihrer Hilfe an nichts mangeln, verleiht uns jedoch nicht die geringste Sicherheit im Voraus.

Es ist an der Zeit, einen Blick zurück auf dieses Abenteuer zu werfen, das 1999 mit dem Kauf des Geländes und dem verfallenen Gut begann, oder sogar 1991 mit der Ankunft der ersten tschechischen Brüder in der Abtei von Sept-Fons, oder auch, für mich, 1983 als ich in das Noviziat eintrat... Welche Lehre, welche Aussichten gehen aus diesen langen Jahren hervor? Als ich im Kloster ankam, fand ich eine banale Gemeinschaft vor: betagte Brüder, davon ein paar sehr erbauliche, und nur wenig junge im Noviziat. Ein junger Mann, der ins Kloster eintritt, blickt nicht in die Zukunft. Er folgt einem unklaren Ruf zu einem Leben im Gebet, das alles zusammenfasst, sich von Tag zu Tag realisiert und den Sinn dieser Berufung darlegt.

Seitdem ist fast ein viertel Jahrhundert vergangen. Tausend Kilometer von Frankreich entfernt lebe ich dasselbe Leben wie das, dem ich mich mühsam nach einem wirren Jugendalter gewidmet habe. Die Welt hat sich verändert: die kommunistische Welt ist zusammengebrochen, das alte Europa verliert weiterhin seinen Glauben und vergisst seine christlichen Wurzeln. Die muslimische Welt erwacht. Wenn sie sich auch vom umliegenden Atheismus abhebt, so wird sie doch durch die Gewalt entstellt und ist umso bedrohlicher, als sie durch die Unausgewogenheit der Geburtenzahlen gefährlich wird. Sept-Fons hat sich verändert: die Abtei, der ich als Novize beigetreten bin, nimmt heute junge Leute aus allen Ecken der Welt auf. Aus diesem summenden Ameisenhaufen taucht eine Gruppe Senegalesen hervor, die regelmäßig nach Nový Dvůr kommt, vielleicht um sich bereits mit den Schwierigkeiten einer Klostergründung vertraut zu machen, sowie junge Mönche aus einem Land, in dem der christliche Glaube noch verfolgt wird und das Klosterleben im Untergrund stattfindet. Wir unterstützen sie selbstverständlich durch unsere Spenden, aber vor allem durch die Ausbildung, die wir ihnen unter diesen äußerst schwierigen Bedingungen zuteil werden lassen. Mehr darüber zu sagen, würde ihre Sicherheit gefährden.

Ich erhalte viele Briefe von Ihnen. Sie enthalten Ermutigungen, manchmal Bewunderung für das Werk, das dank Gottes und Ihrer Hilfe entstanden ist. Sie bringen auch Ihre eigenen Schicksalsprüfungen zum Ausdruck: Krankheit, Trauer, Scheidung, Arbeitslosigkeit oder der Schmerz darüber, einen Verwandten oder kleine Kinder den Glauben verlieren zu sehen. Das Gebet ist daher eine dringende Notwendigkeit.

Dennoch bringen Schwierigkeiten auch ihren Teil an Segnungen: Sie öffnen uns wirkungsvoller die Augen, als ein Leben ohne Reibereien. In Nový Dvůr mangelte es nicht daran. Die tiefsten sind unsichtbar und nur schwer mitzuteilen. Sie betreffen den inneren Kampf eines Herzens, das sich aufrichtig Gott geben möchte und widersteht, die Machtlosigkeit, vor der wir stehen, sobald wir den Brüdern helfen, die Schwächen ihres Temperaments zu überwinden und ihr Gleichgewicht als Mönch und Erwachsener zu finden. Diese Sorgen stehen weit mehr im Mittelpunkt unserer Tage als die Geldsorgen oder die Unannehmlichkeiten der Baustelle.

Das Gebet ist eine dringende Notwendigkeit. Es bedarf jedoch eines Rahmens. Auch wenn der Bau unseres Klosters fast abgeschlossen ist (uns stehen noch zwei Jahre langwieriger Arbeiten bevor, um unsere Küche, den Gästetrakt, das Werkstattgebäude, den Schafstall, usw. fertig zu stellen), ist die vor uns liegende Aufgabe immens: Sept-Fons, deren Mauern man ausdehnen müsste, so viele junge Leute halten sich dort auf, erfordert dringend Bauarbeiten; wir haben den Bau einer Kapelle in einem senegalesischen Dorf subventioniert; die geheimen Klostergemeinschaften erwarten Unterstützung und Ausbildung; Nový Dvůr muss fertiggestellt werden…

Das Gebet ist eine dringende Notwendigkeit, vor allem für jeden einzelnen von uns, denn die einzig wirksame Art, die Gegenwart Christi in der Welt zu erhöhen, besteht weiter darin, sie in unseren eigenen Herzen aufzufrischen.

Das Eintreten junger Leute von so unterschiedlicher Herkunft in die Abtei von Sept-Fons, die Erfahrung der Mönche, die aufgrund ihres Glaubens leiden müssen, die Stiftung in der Tschechischen Republik haben unseren Horizont auf das Ausmaß der Welt erweitert, uns geweckt und zu Realitäten geführt, die wir ignorierten, zu Landstrichen, deren Name selbst uns unbekannt war. Diese Dinge ermahnen uns, jeden an seiner Stelle, an einer wesentlichen Aufgabe zu arbeiten, von der die Schönheit und Wahrheit der Welt abhängt, die wir unseren Nachfolgern hinterlassen werden. Lassen Sie uns gemeinsam weitermachen.

Wir werden nunmehr die Organisation unserer Korrespondenz ändern: diejenigen, die dies wünschen, können unsere Briefe auf elektronischem Weg erhalten. Auch wenn die Organisation dieses neuen Verfahrens ein bisschen kompliziert ist, so wird sie von wirtschaftlichem Nutzen sein. Sie werden etwa alle zwei Monate eine kurze Nachricht erhalten, eventuell mit einem kleinen Text, dem Ausschnitt einer Homilie, der Ihnen helfen kann, als Christ zu leben. Die anderen werden weiterhin etwa viermal im Jahr – oder nur einmal, wenn ihnen das lieber ist – einen Brief erhalten. Tragen Sie Ihre Wünsche bitte in beiliegenden Coupon ein. Wir werden diesen neuen Abschnitt unserer freundschaftlichen Beziehung mit einem Geschenk besiegeln: einer Broschüre über Nový Dvůr, die wir zum Verkauf an der Pforte und als Geschenk für die Postulanten drucken lassen.

Ich danke Ihnen und rechne mit Ihnen, so wie auch Sie selbstverständlich mit unserem Gebet rechnen dürfen.

Mönchskloster Unsere Liebe Frau von Nový Dvůr
Pater Samuel




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