Brief an unseren Freunde

30. September 2011, Namenstag des Heiligen Hieronymus

So Gott will, wird das Kloster von Nový Dvůr am 8. Dezember 2011 eine Abtei

Liebe Freunde,

Das Generalkapitel unserer Orden, das im September in Assisi stattfand, hat die Erhebung unseres Priorats zur Abtei beschlossen. Neun Jahre nach der Gründung hat unsere Gemeinschaft ihre kanonische Reife erreicht. Ist damit alles gewonnen? Brauchen wir uns nur noch auf unseren Lorbeeren auszuruhen? Sicher nicht! Diese neun Jahre haben denjenigen unter uns, die es noch nicht wussten, beigebracht, dass die Gaben Gottes immer anfälligen Menschen gegeben werden, und dass die Treue, so aufrichtig sie auch sein mag, mit Unvollkommenheit und – manchmal sehr großen – Sorgen vermischt ist. Hinter dieser Feststellung verbirgt sich ein Wirklichkeitssinn ohne Naivität, der auf der Gnade basiert. Das ist ein guter Anfang…

Irgendwann sollten wir die Geschichte dieser Jahre schreiben, in denen unsere Träume an einem Alltag zerbrachen, der härter war als sie, aber auch unendlich viel schöner und vielversprechender. Die ersten Gründer, die an Mariä Himmelfahrt (15. August) 2002 Sept-Fons verlassen haben, um am Namenstag des Heiligen Bernhard (20. August) das Kloster zu gründen, die Mönche, die später zu ihnen gestoßen sind, und schließlich diejenigen, die eingekleidet wurden, die Profess abgelegt haben oder zum Diakon oder Priester geweiht wurden, haben die Identität des Klosters geprägt. Das heutige Nový Dvůr ist die Frucht unserer Aufrichtigkeit und unserer Ungeschicklichkeiten, unseres guten Willens und unserer Nachlässigkeiten, unseres beharrlichen Gebetes und unserer Ablenkungen. Ein paar Zahlen.

In den letzten neun Jahren haben wir den Psalter von der Mitte der Nacht bis Einbruch der Dunkelheit fast fünfhundert Mal in seiner Ganzheit psalmodiert. Wenn die Gemeinschaft, in Anwesenheit von Abt und Novizenmeister von Sept-Fons und von einigen Brüdern, die uns im Laufe dieser Jahre treu begleitet haben, am 8. Dezember ihren ersten Abt wählt, hat sie zwölftausend vierhundert und fünfzig von einem Chor zum anderen abwechselnde Psalmen im Ablauf der normalen Tage hinter sich, unterbrochen von einigen Festen und Feierlichkeiten. Die Glocke, die uns im Schlafsaal weckt, uns aus dem Skriptorium oder von der Arbeit holt, um in die Kirche zu gehen, uns abends für eine Gesangstunde, zum Gemüseschälen oder für eine Lesung versammelt, ist dann dreiundzwanzigtausend Mal im Kloster erklungen. Die Seile der Glocken, die auf dem Kirchendach dem umliegenden Land den Beginn des Gottesdienstes, die Wandlung oder den Angelus ankündigen, mussten oft getauscht werden, so schnell sind sie verschlissen. Ein oder zwei Mal ist das Seil übrigens dem verdutzten Glöckner auf den Kopf gefallen. Dabei hatten die anderen Mühe, ernst zu bleiben. Jeden Tag hat sich der Kirchendiener dem Altar genähert, um vor der feierlichen Zelebrierung der Messe die Kerzen anzuzünden… Die Bibel? Eines Tages, nach langen Wochen der Trockenheit, hörten wir im Refektorium eine Lesung der Propheten, die ankündigte: „Statt des Regens wird der Herr Staub und Sand über der Erde ausschütten.“ Unsere Brunnen waren ausgetrocknet und die Arbeiter wirbelten Staubwolken auf, die bis in die Küche gelangten. Da verstanden wir, dass die Schrift ein konkretes Wort für jeden Tag ist. Eines Abends, während des Vespergottesdienstes, brach ein Gewitter über dem Dach der provisorischen Kapelle aus. Als wir in Sandalen und Ordensgewand mit Schaufeln und Hacken hinausliefen, um unserer neuen Klausur eine Überschwemmung zu ersparen, und ich völlig in einer riesigen Pfütze verschwand, verstand ich, dass Gott Humor hat.

Pater Hieronymus war der Meinung, dass ein Mönch, bevor er beginnt Erfahrung im Leben im Gebet zu haben, seine Knie fünftausend Stunden vor dem Allerheiligsten abwetzen muss – eine Einarbeitung, schrieb er. Durch eine kurze Rechnung unter Berücksichtigung der jeweiligen Rhythmen kann ich bestätigen, dass diese fortschreitende Einarbeitung, die bei den Jüngsten noch läuft, von den Älteren während der Gründungszeit verdoppelt wurde. Falls das wahr ist – und es ist das Geheimnis eines jeden –, dann haben wir alle zusammen, wenn wir unsere Gaben aneinander reihen, tausende von Stunden bei unserem großen Gott verbracht.

Diese Statistiken einer neuen Art genügen, Sie davon zu überzeugen, dass das Leben eines Mönchs völlig danach ausgerichtet ist, sein Herz Gott zuzuwenden. Die Freundschaft, die zwischen Ihnen und uns entstanden ist, beweist, sofern es noch zu beweisen wäre, dass unser Mönchsleben nicht unsere persönliche Heiligung zum einzigen Zweck hat. Durch die Wirkung der Gnade ist es auch fähig, die Vielzahl derer Gott näher zu bringen, die zu ihm gehen oder sich von ihm entfernen. Durch den Gesang der Mönche, mit Herz und Stimme im Einklang, lobt die Kirche unermüdlich ihren Schöpfer und ihren Retter. Unsichtbare Früchte unseres täglichen Lebens: Missionare schöpfen frischen Mut, Kranke ertragen ihre Leiden mit mehr Geduld, Unwissenheit geht zurück, Hunger und Armut finden konkrete Abhilfen; die Treue unter Ehegatten wird gestärkt, die Jungen werden in ihrer Unschuld geschützt; die Alten strahlen vor Sanftheit und Weisheit…

Ausnahmsweise ersparen wir Ihnen die Liste unserer Arbeiten und unsere Geldsorgen. Sie werden nach den Feiertagen wiederkommen. Dieses Jahr werden Sie keinen Kalender erhalten. Wenn Gott will, dass die Brüder am 8. Dezember einen von uns wählen, wird der neue Abt wenige Tage später vom Bischof von Pilsen geweiht werden. In den ersten Wochen des kommenden Jahres erhalten Sie dann eine Broschüre als Andenken an diese denkwürdigen Ereignisse.

Das christliche Leben – für uns das Klosterleben – ist kein mit Rosen bestreuter Weg. Es ist auch nicht jeden Tag ein Jammertal, auch wenn wir dies zum Abschluss der Komplet im Salve Regina singen. Manchmal sind uns Blumentöpfe auf den Kopf gefallen! Wir haben uns den Schädel gerieben und weiter gemacht! Das christliche Leben bietet die Möglichkeit, die auftretenden Freuden und Leiden mit dem Herrn zu erleben, in seiner Vertrautheit und seiner Freundschaft. Junge Leute klopfen immer noch an die Tür unserer Kloster, in Sept-Fons, in Nový Dvůr und bis hin an die Grenzen ferner Länder. Diesen Sommer hat sich der Kreis vergrößert: Deutschland, Litauen, Polen, Slowakei, Serbien… Werden diese jungen Leute wiederkommen? Was wird in fünf Jahren, in zehn Jahren aus ihnen werden?

Vielen Dank, dass Sie uns in all den Jahren begleitet haben, und vielen Dank, dass Sie zusammen mit uns dieses unvollendete Werk weiter verfolgen. Solange es Menschen gibt, wird es Mönche geben. Und solange es Mönche gibt, werden sie Freunde brauchen, die den Rahmen unterstützen, in dem sich ihre Berufung erfüllt. Lassen Sie uns zusammen Gott für das danken, was erfüllt wurde, und flehen Sie wie wir zu ihm, dass wir unserer Aufgabe gewachsen sein mögen, dass er unsere Treue unterstützt und uns zu schwere Prüfungen erspart. Sie können mit unserem Gebet rechnen, wie wir mit Ihrem rechnen. Mit ergebenen Grüßen und verbindlichem Dank.

Fr. M. Samuel, Prior




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