Brief an unseren Freunde

Wenige Wochen vor Weihnachten 2012 

Liebe Freunde,

Weihnachten könnte eine Gelegenheit sein, den Horizont zu erweitern, über dem wir gewöhnlich unsere Augen schließen. Man erzählt, dass ein russischer Christ sich darüber beklagte, dass die Anzahl der Gläubigen stark abgenommen hatte. Jemand fragte ihn: „Wie viel sind Sie?“ Der andere antwortete – es war wenig – und sein Ansprechpartner entgegnete: „Das genügt!“ Wie viel sind wir, Mönche und Christen? Im letzten Jahrhundert hat sich die Welt gewandelt. Die Christenheit, von der die Missionare ausgingen, um die Frohe Botschaft zu überbringen, ist verschwunden. Die Missionsgebiete liegen nunmehr mitten unter uns. Die beiden Städte, die  christliche und die nicht christliche, überschneiden sich. Diese neue Situation erfordert von uns ein neues Verhalten und eine neue Treue. Gestern wie heute dienen Christen und Mönche dem Herrn für all diejenigen, die um sie herum leben. Und weil die Welt klein ist, weil es genügt, in ein Flugzeug zu steigen, um den Lauf der Sonne einzuholen, sind diejenigen, die uns nahe stehen, die gesamte Menschheit. Wenn wir beten, befasst sich der Herr mit ihnen allen. Gäbe es ohne diese Glaubensüberzeugung heute noch junge Leute, die sich zum Klosterleben verpflichten?

Dieses Jahr werden Sie zu Weihnachten und zum Neuen Jahr keinen Kalender bekommen. Die Mini- Zeitung zum zehnten Jahrestag der Gründung von Nový Dvůr ist unser diesjähriges Geschenk. Wir lassen solche Ereignisse nicht den banalen und normalen Rhythmus unseres Lebens unterbrechen. Denn diese Banalität kann eine wertvolle Treue verbergen. Ist es in Ihren Familien nicht ebenso? Lassen Sie uns dennoch versuchen, ein paar markante Ereignisse zusammenzutragen. Zunächst die Arbeiten.

In Nový Dvůr macht die Baustelle des Werkstattgebäudes normale Fortschritte. Da die Anzahl und Menge unserer Klosterprodukte zunehmen, werden diese neuen Räumlichkeiten – im Prinzip im Frühjahr 2014 – willkommen sein. Nun ist es also an der Zeit, den Bau der Kapelle Stella Matutina, von der wir schon lange reden, ins Auge zu fassen. Durch ihre gute Zugänglichkeit können unsere Besucher dann tagsüber darin beten.

In Sept-Fons spricht man schon lange davon, die Ordensräume (sanitäre Anlagen, Kreuzgang, Schlafsaal) zu renovieren. So Gott will… Hüten wir uns davor, Voraussagen zum Beginn der Baustelle zu machen, so notwendig die Arbeiten auch sein mögen. Sept-Fons hilft auch anderen Klostergemeinschaften, wie Sie wissen.

Kürzlich wurde mir gegeben, einige Tage lang den Alltag einer dieser Gemeinschaften zu teilen, die nichts von dem besitzt, worauf sie berechtigterweise Anspruch erheben dürfte: weder Bewegungsfreiheit, noch Komfort; weder ausreichende Ressourcen, noch die notwendigen Mittel, um ihren Jungen eine gediegene Ausbildung zu geben; weder kräftige Persönlichkeiten, um mit dieser besonderen Lage fertig zu werden, noch außergewöhnliche Tugenden! Und dennoch: In dieser anscheinend sehr armen Gemeinschaft beten die Brüder, sie entwickeln sich, sie harren aus und andere, jüngere, stoßen zu ihnen. Das Werk der Gnade ist dort spürbar. Nach meiner Rückkehr fragte mich ein Bruder: „Hat dieser Aufenthalt Ihren Blick auf Nový Dvůr verändert? – Ja, habe ich geantwortet. Ich sehe die Rolle der Gnade besser, ich fürchte meine Schwächen und die Schwächen der Brüder weniger.“

Lassen Sie uns mit einer Anekdote enden. Im letzten Frühjahr hatte einer unserer Brüder seine Familie zu Besuch. Abends erzählte er mir, was er gehört hatte: Man behauptete, dass ein Komet die Erde zerschmettern würde. Niemand sprach darüber… Das Ende der Welt wäre für diesen Herbst vorgesehen! Ich habe sehr gelacht. Ein Bruder von Sept-Fons, dem ich diese Geschichte am Telefon erzählte, entgegnete mir: „Was für ein Glück!“ Der Herbst ist vorüber, weder Komet noch Ende der Welt in Aussicht… Soll man „leider“ sagen? Einige kompetente Freunde, Fachleute auf verschiedenen Gebieten, stehen unseren Gemeinschaften mit ihren Ratschlägen zur Seite. Einer davon, aus Prag, hat im Oktober in Japan ein Kolloquium zum Thema Mit der  Schwarzmalerei Schluss machen organisiert. Natürlich hat keiner von uns daran teilgenommen. Aber ich habe mir vorgenommen, unseren beiden Celleraren, dem von Sept-Fons und dem von Nový Dvůr, die Niederschriften dieser Versammlung zu schenken: Der Welt geht es nicht so schlecht, wie wir behaupten!

Nach dieser optimistischen Note wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr.

Bruder M. Samuel, Abt von Nový Dvůr




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2. Februar 2006
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