Brief an unseren Freunde

Mai 2010

Liebe Freunde,

Ihre Antwortschreiben auf meinen letzten Brief waren zahlreich und herzlich. Auch ich habe entschieden, Ihnen unverzüglich zu schreiben, denn wir haben soeben eine wichtige Entscheidung gefällt: wir werden die Kapelle unseres Gästehauses bauen. Im Gedenken an den heiligen Bernard – schau den Stern, schau Maria… –, wird sie Stella matutina, dem Morgenstern, geweiht sein. Es handelt sich um ein Gebäude von bescheidener Größe, das unseren Gästen, den Besuchern und Gruppen zur Verfügung stehen wird, die gerne beten oder an einer Messe im Kloster teilnehmen möchten.

Europa entfernt sich immer mehr von seinen christlichen Wurzeln und verliert damit nach und nach seine Identität. Andere Kulturen und andere Religionen und – viel schlimmer noch – eine Kultur ohne jegliche religiöse Dimension kommen mit der Kultur in Berührung, die uns geprägt hat. Es ist also an der Zeit, dass die Liebe unseres Gottes zu seinem Volk und unser Streben nach einer, wenn auch nur gestammelten, Antwort in Stein, Beton, Holz und Glas geschrieben wird. Es braucht schöne und einfache Orte, um diese Begegnung feiern zu können.

Dazu brauchen wir auch Sie. Es handelt sich nicht darum, Sie in Geldverlegenheiten zu bringen, um uns eine Last abzunehmen. Aber wenn heute Ihr Überreichliches unserer Ärmlichkeit abhilft, so wird unser Überreichliches – im Bereich des Gebets – Ihrer Ärmlichkeit abhelfen. Sie haben sicher den zweiten Korintherbrief (Kapitel 8) erkannt. Es ist wahr, dass wir innerlich verbunden sind. Wenn ein Mönch sich darum bemüht in Gottes Anwesenheit zu leben, so tut er dies nicht für sich oder aus egoistischen Gründen. Er tut dies, um jeden einzelnen Menschen Gott näher zu bringen. Und wenn Sie Ihr Gut in den Dienst der Kirche stellen, so machen Sie ein Geschenk an Gott selbst.

Einige Neuigkeiten: nach einem langen Jahr mit Bauarbeiten, das mit der Kirchweihe abgeschlossen worden ist (eine DVD mit der Weihezeremonie ist ab sofort erhältlich), atmen die Mönche in Sept-Fons etwas auf, arbeiten aber fleißig weiter. Die Reparaturen betreffen vor allem das Gästehaus. Danach werden sie sich bald um die Gemeinschaftsräume kümmern (Sanitäranlagen, Schlafsaal und Klausuren). An Christi Himmelfahrt wird Bruder Eligius seine feierlichen Gelübde ablegen und anlässlich des Herz-Jesu-Festes werden die Brüder Joachim und Jean-Baptiste geweiht, der eine zum Priester und der andere zum Diakon. In Nový Dvůr möchten wir den letzten Schuppen zum Spalten des Brennholzes im Winter (bis jetzt arbeiten wir unter freiem Himmel) und die Hütten für den Garten und den Obstgarten fertig stellen. Das Maurer- und Schreinerteam ist mittlerweile eingearbeitet. Wir haben einen Bagger aus zweiter Hand gekauft und können in Zukunft einen Teil der Bauarbeiten selber ausführen. Wir müssen auch einen Zaun errichten, damit die Touristen an ihrem Platz bleiben. Zwei Kilometer mit eleganten Pfählen, Drahtgeflecht und Hagedornsträuchern…

Der Schafstall ist ein richtiger Erfolg: das erste Lamm ist an Palmsonntag auf die Welt gekommen! Das war praktisch! Am Sonntag der Barmherzigkeit in der Osteroktav waren es vierundfünfzig. Bruder Placidus war sehr aktiv, und da die Brüder ihm fleißig geholfen haben, konnten alle die lange Gebetsnacht von Gründonnerstag und Karfreitag trotz der vielen Arbeit in Ehren halten.

Mitte April kam unser Bischof zusammen mit 40 von seinen Priestern, um das Jean-Marie-Vianney-Jahr im Kloster zu feiern. Er hatte mich um einen Vortrag gebeten, der Sie in unserer Website finden. Einige Tage später hielt ein slowakischer Redemptorist einen Vortrag anlässlich des sechzigsten Jahrestages der „Aktion K“ (K wie Klášter oder Kloster), an dem die Miliz und die tschechische Polizei alle Ordensmitglieder des Landes verhafteten und sie in einigen wenigen Klöstern einschlossen. Sie wussten, dass sie mit der Bekämpfung des religiösen Lebens die Kirche schwächen konnten. Sechzig Jahre später sind wir hier. Nichts und niemand kann unserer inneren Freiheit einen Maulkorb anlegen, außer wenn wir uns durch die scheinbare Freiheit verführen lassen, die nur eine Karikatur davon ist und oft reines Gift. Diese außerordentliche Macht gehört Gott und kommt nicht von uns. Die jungen Brüder, die zu uns kommen, akzeptieren nach und nach dieses „Joch“ der Ordensregel, denn sie probieren aus – wenn es auch manchmal knarrt – ob sie keinen anderen Zweck hat, als sie die wahre Freiheit zu lehren: diejenige eines Lebens, das Sinn hat, und das sich von den inneren Fesseln befreit. Diese Überzeugung ist es, die es ihnen möglich macht, sich zu verpflichten. Aber für einige ist der Weg steil, weil sie Lasten mit sich ins Kloster bringen. Ich bin manchmal verwirrt und voller Bewunderung über die Anstrengungen, die sie unternehmen.

Im Moment der Niederschrift dieses Briefes erfahren wir von der Heimkehr von Kardinal Joseph Špidlík zu Gott. Er war während fast 50 Jahren Professor in Rom, am orientalischen, päpstlichen Institut, wo er bester Kenner des Mönchstums war. „Eines der vielversprechendsten Ereignisse für die tschechische Republik der vergangenen zwanzig Jahre ist die Gründung des Trappistenklosters in Nový Dvůr“, sagte er anlässlich unserer Kirchweihe im Jahre 2004. Diese Aufmunterung, die er an uns richtete, zeugte von einem richtigen Verständnis der verborgenen Fruchtbarkeit des Gebets und des Klosterlebens. Er ruht in Velehrad. Er wurde von Papst Johannes-Paul II. und von Papst Benedikt XVI. hoch geachtet. In dieser Zeit, wo die Kirche so schwere Prüfungen erleben muss, widersprechen solche Menschen dank ihres persönlichen Wertes und dank ihren Überzeugungen so vielen schädlichen Verdächtigungen und stellen damit das Gleichgewicht wieder her, das nie hätte gestört werden dürfen.

Am 30. Mai wird Bruder Daniel in Nový Dvůr seine feierlichen Gelübde ablegen. Seine Eltern waren für die österliche Vigil im Kloster. Seinem Vater geht es besser und seine Mutter kümmert sich mit aller Güte um ihn. Christliche, familiäre und eheliche Treue, Treue im Gebet, klösterliche oder priesterliche Treue: wir tragen diese Schätze in Tongefäßen, diese zerbrechlichen Blumen, aber es sind unbestreitbare Schätze und echte Blumen.

Am Samstag, 12. Juni 2010, gegen 17 Uhr, wird das tschechische Fernsehen einen neuen Film darüber ausstrahlen, wie das Kloster Sept-Fons dem Priorat Nový Dvůr das weitergegeben hat, was es bekommen hat. In unserer Website finden Sie Auszüge aus dem Gespräch zwischen dem Pater Abt von Sept-Fons und Frau Šandova, der Sendeleiterin dieses Films, die uns liebenswürdigerweise deren Veröffentlichung erlaubt hat.

Getreulich… und vielen Dank!
Fr. M.-Samuel, Prior


Das Klosterleben vermitteln
An die Priester der Diözese Pilsen


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Feier der Kirchweihe von Nový Dvůr am 2. September 2012
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